Herr Finke, Sie engagieren sich ehrenamtlich beim DTB. Warum machen Sie das?

Fabian Finke: Weil Vereinsleben wichtig ist und es Vereine ohne Ehrenamtliche nicht geben kann. Wenn viele Leute kleine Aufgaben übernehmen, bekommt man das hin. Zu Hause sitzen und sich beschweren, dass irgendetwas nicht läuft, ist einfach. Ich versuche, insofern es meine Zeit neben Beruf und Privatleben zulässt, mich zu engagieren. Und mir machen die Aufgaben auch Spaß.

Wie sehen diese Aufgaben aus, gerade in der aktuellen Corona-Zeit?

Die Vereinsverantwortlichen hatten und haben die Aufgabe, alles so weit vorzubereiten, dass die einzelnen Abteilungen und Mannschaften trainieren und spielen können, sobald das gesetzlich wieder erlaubt und von Vereinsseite aus zu vertreten ist. Wir haben ein Hygienekonzept entwickelt. Über diese Konzepte wurde ja bereits viel berichtet. Da geht es um Abstände zwischen den Leuten auf dem Vereinsgelände, darum, wie viele Leute gleichzeitig in die Kabinen und Duschen dürfen, um das Besorgen und Aufstellen von Desinfektionsspendern etc. Zudem haben wir jetzt ein Crowdfunding-Projekt bei der Volksbank Delmenhorst Schierbrok auf den Weg gebracht, um Sitzplatzschalen für die DTB-Sportanlage Am Kleinen Meer zu finanzieren. Mit den Delmenhorst Bulldogs hatten wir vor knapp zwei Jahren mit einer solchen Crowdfunding-Aktion Erfolg und konnten uns so unsere Trikots finanzieren.

Wie läuft es bei diesem Crowdfunding-Projekt für die Sitzplätze und worauf kommt es bei dieser Art von Aktion an?

Wir wollen insgesamt 3500 Euro zusammenbekommen, um Sitzplätze auf dem Hauptplatz zu schaffen. Dort spielen das Herrenteam der Fußballer, die Footballer und auch die Jugendteams des JFV Delmenhorst. Derzeit müssen Besucher stehen oder auf den – je nach Jahreszeit – sehr kalten Steinstufen sitzen. Wir wollen allen Besuchern möglichst komfortable Möglichkeiten bieten und denken da gerade an ältere Zuschauer, körperlich beeinträchtigte Gäste oder auch die Eltern der Kinder und Jugendlichen, die hier spielen. Ich habe zusammen mit anderen Personen im Verein die Informationen zusammengetragen und das Projekt bei der Bank eingereicht und bin auch der Ansprechpartner. Für jeden Euro, der gespendet wird, legt die Volksbank einen Euro drauf, maximal 100 pro Person. Die Aktion läuft noch bis Ende März. Wir sind auf einem guten Weg, brauchen aber noch Unterstützer.

Die Bulldogs wurden bei „Sterne des Sports“ ausgezeichnet. Auch hierfür sind Sie mindestens mitverantwortlich.

Auf die Aktion hat mich Iris Dahlke von der Volksbank aufmerksam gemacht, die für die Crowdfunding-Aktionen seitens der Bank verantwortlich ist. Ich habe dann die Bewerbungsunterlagen für „Sterne des Sports“ ausgefüllt und wir haben einen mit 500 Euro dotierten Förderpreis bekommen. Die Volksbank legt sachgebunden noch mal 500 Euro drauf. Wir müssen also eine konkrete Verwendung angeben, voraussichtlich kaufen wir ein Videosystem, um Training und Spiele aufzuzeichnen und im Nachhinein zu analysieren.

Sie sind sowohl Spieler als auch für den Spielbetrieb beziehungsweise die Abteilung verantwortlich. Ein komplizierter Spagat?

Es ist nicht immer einfach, aber insgesamt geht es gut. Ich muss ab und zu den Spielverderber beziehungsweise Mahner geben, gerade in der Corona-Zeit. Als Verein hatten wir im Oktober – so wie viele andere Vereine in Delmenhorst auch – den Trainingsbetrieb eingestellt, obwohl es gesetzlich noch erlaubt war. Das gefällt nicht jedem Spieler. Auch muss ich als Abteilungsleiter, ebenso wie das die jeweiligen Trainer müssen, im Trainingsbetrieb darauf achten, dass sich an Regeln gehalten wird. Es ist aber nicht so, dass die Spieler absichtlich gegen Vorgaben verstoßen, es ist eher so, dass nicht jeder immer aufpasst. Und man muss ab und an mit Spielern diskutieren, warum die Plätze wegen Witterung gesperrt sind, warum manchmal zusätzlich etwas Geld eingesammelt werden muss für Anschaffungen und warum dafür der Mitgliedsbeitrag nicht reicht.

Wofür verwendet der DTB den Mitgliedsbeitrag?

Der wird quasi komplett für die Aufrechterhaltung des Betriebs verwendet. Also beispielsweise decken sich die Mitgliedsbeiträge der Footballer mit den Kosten für den Verein. Sie werden komplett aufgebraucht – und dann hat die Mannschaft noch keine Trikots und kein Trainingsequipment wie beispielsweise Bälle. Natürlich versucht man, durch Sponsoren zusätzliche Einnahmen zu bekommen, manchmal braucht es aber auch zusätzliche Beiträge der Vereinsmitglieder. Gewinn darf eine Abteilung und auch der Verein nicht machen. Alle Einnahmen, egal ob Mitgliedsbeiträge oder Sponsorengelder, müssen verwendet werden.

Können Sie da etwas konkreter werden?

Natürlich, das ist alles transparent. Man muss bedenken, dass das Circa-Angaben sind, da sie von der genauen Anzahl der Mitglieder abhängen und daher etwas schwanken: Der Jahresbeitrag beim Football liegt bei knapp 200 Euro pro Mitglied im Jahr. Wir haben rund 60 Vollzahler, also rund 12.000 Euro Einnahmen. 2000 Euro müssen wir an die Liga zahlen, damit der Verein mitspielen darf. Der Verband bekommt 900 Euro, der Stadtsportbund 450 Euro. Dazu kommen etwa 2200 Euro Betriebskosten für Heizung, Strom und Wasser auf der Anlage und auch Reinigungskosten. 250 Euro kosten die Schiedsrichter pro Spiel. Hinzu kommen Gebühren an Stadtgrün für die Rasenpflege und auch Trainer und Betreuer bekommen eine Aufwandsentschädigung. Hinzu kommen, sofern der Normalbetrieb wieder losgeht, Kosten für Fahrten zu Spielen. Außerdem gibt es noch diverse kleinere Ausgaben wie beispielsweise etwa Portokosten oder Domainkosten für die Homepage. Auch gibt es immer mal Sonderausgaben: Wir haben einen Spieler aus den USA, der dort Football gespielt hat und nun nach Deutschland gezogen ist. Für diesen braucht man eine besondere Spielerlaubnis, die 250 Euro kostet und an den Verband geht. Da einige der genannten Kosten derzeit nicht entstehen, hat der DTB für das vierte Quartal 2020 keine Mitgliedsbeiträge eingezogen.

Der DTB steht stellvertretend für viele Vereine: Wie kommt der Verein durch die Pandemie? Gibt es Mitgliederrückgänge oder Ähnliches zu beklagen?

Wir haben derzeit kein Problem mit gehäuften Abmeldungen. Einzelne gibt es, aber die gibt es immer. Grundsätzlich ist es eine schwierige Situation für alle Vereine und deren Mitglieder. Es ist unklar, wann Trainings- und Spielbetrieb wieder starten und in welcher Form. Das könnte auch organisatorisch kompliziert werden, wenn ich an die Platzbelegung denke. Falls die Pflichtspielrunde beim Fußball beispielsweise im April wieder beginnt und die Footballsaison im Mai startet, käme es zu vielen Spielen in relativ kurzer Zeit. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das hinbekommen.

Das Interview führte Michael Kerzel.

Quelle: Interview: Fabian Finke über ehrenamtliche Arbeit und Crowdfunding – Lokalsport Delmenhorster Kurier – WESER-KURIER (weser-kurier.de)