Die aktive Spielzeit für die American Footballer der Delmenhorst Bulldogs liegt in den Monaten April bis Oktober. Doch um fit und spielbereit in die Saison zu gehen, werden in der Pause – der sogenannten Offseason – die Grundsteine gelegt. Die Bulldogs trainieren bereits wieder und haben sich im Coaching-Staff breiter aufgestellt. Zudem bringen sie zusammen mit den Oldenburg Knights in einer A-Jugend eine Soielgemeinschaft aufs Feld, zudem gründen sie eine Flag-Football-Abteilung für junge Mädchen und Jungen, die hier gemeinsam spielen.
In der vergangenen Saison gewannen die Delmestädter ihre ersten Pflichtspiele, gleichbedeutend mit den ersten in der Geschichte der Stadt an der Delme. Für die Playoff-Teilnahme in der Landesliga reichte es noch nicht, künftig ist das jedoch das Ziel. Ob das in der anstehenden Spielzeit schon realistisch ist, hängt von vielen Faktoren ab. “Wir wollen natürlich sportlich erfolgreich sein und den Zuschauern auf der Anlage des DTB auch in dieser Saison interessante Spiele liefern. Im Vordergrund steht aber weiterhin, die Sportart in Delmenhorst zu etablieren und die Bulldogs nach und nach vernünftig aufzubauen”, erklärt Abteilungsleiter Fabian Finke. Um die Spieler weiterzuentwickeln haben die Delmenhorster ihr Trainerteam erweitert: Headcoach (HC) bleibt weiter Tyrus Morgan, Offensive Coordinator (OC) Henning Willms. Auf der defensiven Seite des Balles kommt nun ein Hochkaräter hinzu: Patryk Körner ist der neue Defensive Coordinator (DC). Dieser hat seit fünf Jahren die C-Lizenz inne und war zuletzte D-Line Coach bei den Hamburg Huskies in der GFL 2, der zweithöchsten deutschen Liga. “Es hat mich schon stolz gemacht, als ich gefragt wurde, ob ich in detr GFL 2 trainieren will”, erinnert er sich. Dort spielte er zudem selber und fungierte auch als Headcoach der U13-Mannschaft, die jedes Spiel gewann und am Ende bei 128:6-Punkten stand und die Norddeutsche Meisterschaft feierte. Dass er zu den Bulldogs wechselt, hat zwei Gründe: Tyrus Morgan und Verantwortungsgefühl.
Morgans Sohn Keanu spielte vergangene Saison zusammen mit Körner bei den Huskies, Tyrus Morgan trainierte dort die O-Line. “Der Kontakt war daher immer da. Ich hatte Angebote von verschiedenen Vereinen. Aber warum sollen erfahrene und lizensierte Trainer immer nur die Topteams coachen? Ich denke, dass wir verpflichtet sind, die Mannschaften in den unteren Ligen zu unterstützen. Die Bulldogs fangen gerade erst an. Hier kann man was aufbauen – vom Social Media-Bereich, über das Drumherum bis zum Team selbst”, erklärt Körner. Als Morgan ihm dann die verantwortungsvolle Stelle des DC anbot, überzeugte ihn das, ging es in ersten Gesprächen doch nur um die D-Line-Coach-Position. “Das ist eine höhere Aufgabe und ich will mich ja auch persönlich weiterentwickeln”, sagt er.
Selber spielen wolle er nicht mehr: “Ich bin zu alt, auch wenn sich das nicht so anfühlt. Aber die Jungs sollen spielen. Wir müssen Spieler selber ausbilden”, sagt der 45-Jährige. Generell sei es wichtig, dass sich ein harter Kern herauskristallisiere. “Wir werden insgesamt schon genug Spieler finden. Als Coach muss man flexibel sein und nicht nur sein Playbook durchziehen, sondern sich an das Personal anpassen”, meint er. Aktuell hapere es noch etwas an der Trainingsbeteiligung, sicherlich auch dem geschuldet, dass Training derzeit nur in der Halle möglich, Football jedoch keine Hallensportart ist. “Aber letztlich liegt es an den Coaches. Spieler wollen gecoacht und gefördert werden. Wir müssen den Jungs klarmachen, dass jetzt ein neues System mit neuen Trainern kommt und dass es sich lohnt, zum Training zu kommen. Dafür muss das Training abwechselungsreich sein”, sagt er.
Generell habe er ein gutes Gefühl und sehe die Bulldogs auch auf einem guten Weg. “Wichtiger als schnell aufzusteigen ist, den Verein in Ruhe aufzubauen. Der Druck ist nicht da, aufzusteigen. Wichtig ist, dass jeder Spieler immer alles gibt und mit sich im Reinen ist”, sagt er. Wenn ein Gegner dann stärker sei, müsse man damit leben. Aber wer vorher schon Ausreden suche – zu kalt, zu nass, zu heiß – werde sowieso verlieren. “Beim Football ist es so, dass man das herausbekommt, was man reinsteckt. Arbeit wird belohnt. Wenn jemand neben dem normalen Training ins Fitnessstudio geht, sieht man das auf dem Feld”, meint er.
Auch Finke sieht die Bulldogs gut aufgestellt: “Klar ist, dass sich noch einiges verbessern muss. Wir sind nunmal erst vor ein paar Jahren gegründet worden und müssen noch lernen und weiter zusammenwachsen.” Neben Körner haben sich die Bulldogs dafür viel Erfahrung hinzugeholt: Stefan Othold fungiert künftig als Jugendvorstand. Er war in den vergangenen Jahren als Spieler und Trainer bei den Oldenburg Outlaws aktiv und coachte dort seit 2016 unter anderem die Flag-Football-Jugend. Eine weitere Verstärkung wird Stefan Sadowski sein, der unter anderem neun Jahre Center bei den Weyhe Vikings spielte. Er coacht mit Marco Lorenz, der auch Headcoach der Jugend ist, die O-Line. Jan Thiele, der unter anderem für die Bremen Buccaneers und die Weyhe Vikings spielte, übernimmt die Defensive Backs.
Auch im Jugendbereich gibt es einige Neuerungen: Die Delmenhorster haben eine Spielgemeinschaft mit den Oldenburg Knights geschlossen und treten gemeinsam in der kommenden Saison in der U19 an. “Wir haben echt harte Brocken in der Liga. Da sind gestandene Teams dabei und keine Rookietruppen. Für uns geht es darum, dass die Jungs aufs Feld kommen und spielen und lernen und Spaß haben. In der ersten Saison geht es darum, immer ein schlagkräftiges Team aufzubieten”, sagt Othold. Parallel bauen die Delmestädter eine Flag-Abteilung für Jüngere auf. Bei der U19 dürfen alle Jugendlichen antreten die in den Jahren 2004 bis 2007 geboren sind. Sven Oldendröp, ehemaliger Jugendvorstand der Ritterhuder Badgers, schließt sich dafür den Bulldogs an. Er wird die Flag-Jugend trainieren und zudem im Vorstandsbereich der Herren mitarbeiten. “Flag macht den Jungs riesig Spaß und führt sie an Football gut ran”, erklärt Othold.